Oft wird Judo so verstanden, dass das gegeneinander Kämpfen im Vordergrund steht und nur für Individualisten geeignet ist. Mannschaftssportarten wie Fußball, Volleyball etc. werden dagegen als teamfördernd eingestuft. Auch wenn bei Mannschaftssportarten mehrere Spieler auf dem Platz sind, entscheidet die Zweikampfstärke und die individuelle Leistungsfähigkeit über den Ballbesitz.

Judo benötigt genauso wie Mannschaftssportarten die Gruppe. Die Gruppe bedeutet sowohl für den jungen und als auch für den erfahrenen Judoka, dass er wechselnde Trainingspartner erhält, um seine Judotechniken ständig zu verbessern (jeder Partner reagiert anders). 
Darüber hinaus ist beim Judo der Körperkontakt, d.h. der Griff am Judoanzug des Partners, unerlässlich. Die Gruppe hilf dem Judoka auch, eigene Bewegungsfehler zu erkennen und zu beheben.

Wie in allen anderen Vereinen, zählen auch gemeinschaftliche Aktivitäten auch zum Basisprogramm unseres Vereines. Hierdurch werden auch Freundschaften jenseits der Judomatte geknüpft.

Seit der offiziellen Einführung des Judo 1886 durch den Gründer Jigoro Kano prägen zwei Prinzipien die Judo-Ausbildung:

  • Sei ryoku zen yo (=bestmöglicher Einsatz von Körper und Geist)  –  Technisches Prinzip..
    Dieses technische Prinzip soll verdeutlichen, dass man sich nur mit stetigem Trainingsfleiß und die Beschäftigung mit sowohl körperlichen Fertigkeiten, als auch mit mentalen Fähigkeiten weiterentwickelt.
     
  • Ji ta kyo ei (=gegenseitiges Helfen zum beiderseitigen Wohlergehen) – Moralisches Prinzip
    Dieses moralische Prinzip verdeutlicht den pädagogischen Wert der Sportart auf sozialer Ebene. Die Verantwortung für den Partner, das “miteinander kämpfen” ohne sich oder den anderen zu gefährden, die Rücksichtnahme auf auf schwächere ist Grundlage des Judo und in anderen Kampfsportarten nicht unbedingt selbstverständlich.

Diese Ansätze wurden konkret vom Deutschen Judo-Verband aufgenommen und in den “Judo-Werten” umgesetzt.
Die Judo-Werte symbolisieren, wie in der Gruppe, mit dem Trainingspartner umgegangen werden soll. 

  • Ernsthaftigkeit
    Sei bei allen Übungen und im Wettkampf konzentriert und voll bei der Sache.
    entwickle eine positive Trainingseinstellung und über fleißig.
     
  • Bescheidenheit
    Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund.
    Sprich über deinen Erfolg nicht mit Übertreibung.
    Orientiere dich an den Besseren und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast.
     
  • Mut
    Nimm Randori (Übungskampf) und Wettkampf dein Herz in die Hand.
    Gib dich niemals auf – auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder bei einem scheinbar übermächtigen Gegner.
     
  • Ehrlichkeit
    Kämpfe fair, ohne unsportliche Handlungen und ohne Hintergedanken.
     
  • Hilfsbereitschaft
    Hilf deinem Partner, die Techniken korrekt zu erlernen.
    Sei ein guter Uke (Trainingspartner, an dem die Techniken geübt werden).
    Unterstütze als höher graduierter oder Trainings-Älterer die Anfänger.
    Hilf den Neuen, sich in der Gruppe zurecht zu finden.
     
  • Selbstbeherrschung
    Achte auf Pünktleichkeit und Disziplin beim Training und Wettkampf.
    Verliere auf der Matte nie die Beherrschung – auch nicht bei Situationen, die du als unfair empfindest.
     
  • Wertschätzung
    Erkenne die Leistung jedes anderen an, wenn dieser sich nach seinen Möglichkeiten ernsthaft anstrengt.
     
  • Höflichkeit
    Behandle deine Trainingspartner und Wettkampfgegner wie Freunde.
    Zeige deinen Resepkt gegenüber jedem Judo-Übenden durch eine ordentliche Verneigung.
     
  • Respekt
    Begegne deinem Lehrer / deiner Lehrerin und den Trainingsälteren zuvorkommend.
    Erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor deiner Zeit Judo betrieben haben.

Die Judo-Werte stellen somit ein Leitbild dar, dass in kaum einer anderen Sportart so ausgeprägt ist.

Judo ist somit nicht nur eine Sportart, sondern gleichsam ein Orientierungssystem (für Kinder u. Jugendliche) und auch eine Lebensart (für Erwachsene). Dies heisst aber auch, dass derjenige, der erfolgreich und gut im Judo sein will Ehrgeiz, Leistungsbereitschaft, Leistungsvermögen und ständigen Drang zur Verbesserung haben muss – ohne Fleiß kein Preis.

Die Judo-Prinzipien von Jigoro Kano und die Judo-Werte des Deutschen-Judobundes helfen, bei Kindern und Jugendlichen ein “Miteinander kämpfen” nach fairen Regeln zu ermöglichen.
Kaum einem ist bewusst, dass z.B. Wrestling-Techniken zu großen Teilen an Judo-Techniken angelehnt sind. Wobei jedoch die entsprechende Judo-Technik fair ausgeführt wird und das Verletzungspotenzial relativ gering ist. Werden jedoch die Wrestling-Techniken aus dem Fernsehen unbedarft angewendet, entstehen teils erhebliche Verletzungen. Zudem werden die Judo-Techniken erst dann vermittelt, wenn der Judoka die entsprechende körperliche und technische Reife hat. Diese wird durch die unterschiedlichen Gürtelfarben ausgedrückt.

Wenn schon kämpfen – dann nach Regeln.

Somit gelingt es auch Agressionen abzubauen bzw. Selbstbewusstsein zu stärken…

Judo ist zwar eine Zweikampfsportart – der Weg zum erfolgreichen Judoka bedeutet aber immer den Weg über die Gruppe.